DER BUNKER

DER BUNKER – Vorgeschichte –

Nachdem im August 1940 erstmals Bomben auf Berlin niedergegangen waren, wurden im Eilverfahren, nach dem sogenannten “Führer-Sofortprogramm”, in allen größeren Städten Deutschlands Luftschutzbunker errichtet. 
In einen Bunker floss ungefähr soviel Beton, wie für 12.000 Einfamilienhäuser benötigt würde. Um seinen Zweck als Luftschutzbunker zu tarnen wurde dem bombensicheren Quaderbau mit seinen 1,90 m dicken Stahlbetonwänden ein Walmdach aufgesetzt. Nur allein durch die Betrachtung des Grundrisses hätte man erahnen können, was sich dahinter verbirgt.
 Der Bau war sehr zweckmäßig angelegt, bei Fliegeralarm konnten möglichst viele Leute gleichzeitig in den Bunker gelangen und dort Platz finden. Wie viele Menschen hier  bei Bombenangriffen drinnen waren wissen wir nicht aber fest steht, das nach dem Krieg nur die wenigsten Häuser im Gallusviertel unzerstört blieben.
Über die reine Zweckmäßigkeit des Bunkers waren wir überrascht von der Technik im Innern. Strom- und Notstromaggregate, Notwassertanks, Luftschächte in jedem Raum zur Versorgung mit Frischluft und Heizung sowie 2 Sanitärbereichen pro Etage mit Trinkwasser und separater Notwasserversorgung.
Beim herausstemmen von Wänden im Bunker ging so mancher Presslufthammermeißel drauf, alles war sehr solide gemauert, der Zement-Mörtel war härter als die Ziegel.
Von den ca. 300 Bunkeranlagen in Deutschland konnten bis heute nur ein Teil gesprengt oder abgerissen werden. Im Frankfurter Gallusviertel stehen heute noch 3 dieser Stahlbetonriesen.

Foto: Christina Glatzel

In den 50er Jahren war der Bunker kurzzeitig von Aus- und Übersiedlern und Menschen ohne Bleibe bewohnt. An der Stirnseite wurden in die 2 Meter dicken Stahlbetonwände Fensteröffnungen gebohrt. 
Versuche, den Bunker in den 70er Jahren durch gezielte Sprengungen abzureissen, blieben erfolglos. Außer einer Delle in der Außenwand hat der Bunker die Jahre überstanden und wurde letztlich Mitte der 80er Jahre aus der Zivilschutzbindung, seiner eigentlichen Bestimmung entlassen.

 Der Bunker Schmidtstraße unterstand neben anderen Luftschutzbunkern in Frankfurt der Verwaltung durch das Bundesvermögensamt. Die ersten Mieter des Bunkers waren Buchhändler etc.. Diese nutzten den Bunker als Lagerraum. Das Dachgeschoss, welches über einen separaten Eingang verfügt, wurde von einem Taubenzüchter genutzt.

1983-1993
Nach einer kurzen Zwischenphase friedlicher und ziviler Nutzung nach dem Krieg wurde der Bunker Anfang der 80er von Musikern wieder entdeckt. Auf der Suche nach Übungsräumen schien dieses Gebäude perfekt.
Im Jahr 1983 begann der Ausbau des zweiten Obergeschosses durch Musikbands aus dem Gallus, nachdem das Stockwerk vom Bundesvermögensamt angemietet worden war.
Der Einbau der elektrischen und sanitären Anlagen wurde bis auf wenige Installationsarbeiten in Eigenregie durchgeführt. Schlitze kloppen, Wände einreißen, Türen einbauen, Aufräumarbeiten usw. Die jeweils 12 qm grossen Räume, die links und rechts der Flure entlang verliefen, wurden zu 24 qm großen Proberäumen ausgebaut. Beim Werkzeugverleih am Westbahnhof waren wir Stammkunden beim Ausleihen von Hilti’s und Werkzeug aller Größen. Täglich wurden neue Mulden angeliefert und abgeholt. Hunderte Zentner Schutt wanderten aus dem Bunker, der Arbeitsaufwand war enorm.
1986 kam das 1. Stockwerk dazu und im Sommer 1990 wurde letztendlich das Erdgeschoss angemietet und ebenfalls zu Musikübungsräumen ausgebaut. Nur scheinbar war der Bunker jetzt vollständig in Besitz der Musiker; doch bald zogen dunkle Wolken am Kameruner Musikhimmel auf.
Die Meldung des Bundesvermögensamtes, die Bunker meistbietend an private Nutzer zu veräußern, traf uns wie ein Schock. In panischer Angst den Übungsraum zu verlieren schauten wir uns in der Stadt nach einem passenden Raumangebot für Musikbands um. Die Erfahrungen waren traurig, denn in einer an chronischer Raumnot leidenden Stadt war wirklich nichts zu finden oder geeignet oder bezahlbar.

Foto: Christina Glatzel

Man organisierte sich deshalb 1990 mit Musikern aus anderen Bunkern, denen das gleiche Schicksal drohte zu einer gemeinsamen Initiative (Bunkerrat) mit dem Ziel, die Stadt vom Kauf der Musik-Bunker zu überzeugen.
Waren die damaligen Entscheidungsträger der Sache gegenüber zwar positiv eingestellt, so mußten die MusikerInnen dennoch ordentlich Druck machen. Bei einer vom Bunkerrat organisierten Römerbergdemo outete sich sogar der damalige OB von Schoeler als Hobby-Schlagzeuger und trommelte mit. Der Kauf von 5 Bunkern wurde schließlich vom Magistrat beschlossen und auch getätigt. Kosten ca. 1,5 Mio €.
So wurde der Bunker Schmidtstraße einer der offiziellen Kulturbunker der Stadt Frankfurt am Main.
Die dauerhafte kulturelle Nutzung der Bunker als Musikübungsbunker war Ziel der engagierten Arbeit unserer Rockbeauftragten Irmgard Tennagels und des Bunkerrats und des Verein Freunde der Musen. Zusammen setzten wir uns für langfristige Mietverträge und günstige Mietpreise ein.
Als Mittler zwischen Stadt und MusikerInnen sollten die Bunkervereine eine möglichst eigenständige, sachkundige und die städtische Verwaltung entlastende Nutzung der Bunker gewährleisten. 1991 wurde der Verein Freunde der Musen, Schmidtstraße e.V., aus der Taufe gehoben.

Foto: Christina Glatzel

1994-2003
Als städtisches Gebäude musste ein Sanierungskonzept her, welches mit Hightech und hohen Kosten verbunden die Sicherheit der Musiker/Innen im Bunker gewährleisten sollte.
Nun kam es erst richtig dicke für alle Beteiligten. Der Brandschutz fiel über uns her und es sollten alle Räume mangels Sicherheit dicht gemacht werden. Wieder jahrelanger Stress, wieder die Angst vor Schließung. Die finanzielle Situation der Stadt wurde immer schlechter, aber wir schafften auch noch diese Klippe mit großem monetären Aufwand (ich sage nur Stadt Ffm) Nach ca.20 jährigem!! Kampf hatten wir es im Jahre 2003 endlich geschafft. 5 Bunker waren umgebaut – die Schmidtstraße war der letzte.Wir bekamen langfristige Mietverträge und könnten eigentlich relativ unbesorgt in die Zukunft spielen. Von den “Freunden der Musen” machen nur noch wenige Musik.
Aber Lebbe geht weider und Jüngere sind nachgerückt.

Ausblick
Die Musikkultur im Gallus hat mit dem Bunker Schmidtstraße eine feste Adresse und das soll auch so bleiben. Angesichts kultureller Sparzwänge auf der einen Seite und wirtschaftlicher Umwälzungen im Stadtteil, Entwicklungsmeile Mainzerlandstraße, City West und Europastadt auf der anderen Seite kann es einem leicht mulmig werden. Mit Hoffnung dagegen erfüllt uns der gelungene Bunkerumbau. Das Sicherheitskonzept im Bunker wurde effektiv umgesetzt. Die Brandmeldeanlage und die feuerhemmenen Türen, verbunden mit der Schließanlage und den Rauchabzugsöffnungen machen durchaus Sinn. Durch den Einbau von Fenster und Wandöffnungen ist uns die Luftspülanlage erspart geblieben. Die Stadt hat beträchtliche Summen in unseren Musikübungsbunker investiert und wir sind langfristig gesichert.
Die Bunkerbands decken fast fast alle Spielarten der Musikszene ab. Angefangen bei “Experimenteller Musik” über “Rock”, “New Wave”, “Pop”, “Punk”, und “Hardcore” usw. – findet sich im Bunker alles was handgemachte, eigenständige, ehrliche und unehrliche Musik zu bieten hat.

Wir grüßen zum Schluss alle Freunde von Live-Musik aus dem Bunker Schmidtstraße und besonders auch die MusikerInnen aus den Bunkern” Heddernheimer Kirchstraße”, “Leunastraße”, “Schmickstraße”, “Germaniastraße”.